Nachhaltigkeit

CO2-Neutralität

CO2 neutrales Weingut heißt Verantwortung zu übernehmen

Kaum etwas hat die Nachrichten in den letzten Monaten so sehr geprägt wie die Klimaerwärmung. Wir als Winzer spüren die Folgen seit über 15 Jahren sehr deutlich: zunehmende Trockenheit, rekordverdächtige Mostgewichte, der Wandel im Anbau der Rebsorten beispielsweise vom Portugieser zum Merlot. Alles eindeutige Zeichen gravierender Veränderungen. Wer den menschenverursachten Klimawandel trotz aller wissenschaftlichen Studien heute noch leugnet ist und bleibt ein ewig gestriger. Sorry, das musste mal gesagt werden.

Das Versagen einer im Hinblick auf Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen unregulierten Marktwirtschaft ist eindeutig. Und: die Macht etwas zu ändern liegt nicht (nur) beim Verbraucher. Eine weitaus größere Verantwortung liegt bei uns Produzenten. Nur wenn man die „ökologischen Kosten“, die man verursacht nicht einfach externalisiert, sondern als verantwortungsvoller Unternehmer bereit ist diese auch selbst zu tragen (wo man sie nicht reduzieren kann), handelt man nachhaltig. Aus dieser Überzeugung heraus produzieren wir als eines der ersten Weingüter in der Pfalz (und auch in Deutschland) unsere Weine ausschließlich „CO2 Neutral“. Und das bereits seit dem Jahrgang 2015.

In diesem Zusammenhang fällt auch immer der Begriff des „Carbon Footprint“, die Menge an CO2, die durch jeden von uns verursacht wird. Derzeit sind dies 11,6 t/Jahr je Bundesbürger, als klimaverträglich werden unter 2 t/Jahr angesehen.

Natürlich verursachen auch wir als Weingut einen erheblichen CO2 Ausstoß. z.B. durch Weinbergsarbeiten mit dem Traktor, Energie zur Gärkühlung im Weinkeller, die Produktion der Weinkartons aber auch der Transport unserer Weine zu unseren Kunden. Einen besonderen Stellenwert hat hierbei die Weinflasche – sie verursacht über 40% unseres Carbon Footprints. Auf den ersten Blick möchte man meinen, dass uns unsere knapp 100.000 Reben als CO2 Speicher dienen könnten. Da diese jedoch nach den ersten drei Wachstumsjahren nur noch sehr langsam an Holzkörper zunehmen und im Gros zudem nach einer Standzeit von 20 - 50 Jahren erneuert werden, können wir damit unseren Carbon Footprint nicht reduzieren.

Wie errechnet man den „Carbon Footprint“?

Wichtigster Bestandteil des Verfahrens ist die genaue Analyse unseres Weingutes hinsichtlich seiner CO2– und Ökobilanz. Hier werden alle Bereiche des Unternehmens beleuchtet, um ein möglichst detailliertes, belastbares Bild des Status Quo zu erhalten. Als international anerkannter Standard gilt hier das „Greenhouse Gas Protocol“. Es bildet die Basis für eine umfassende Berechnung des Produkt – Carbon - Footprints: Alle Treibhausgas - Emissionen werden darin zunächst anhand ihrer verursachenden Quelle in sogenannte „Scopes“ gegliedert (z.B. ob diese im Unternehmen selbst, in der Zulieferkette für das fertige Produkt oder bei dessen Transport und Gebrauch durch den Endkunden anfallen). Diese detaillierte Berechnung aller Emissionen, quasi am Produktlebenszyklus entlang, erlaubt neben der Ermittlung der Gesamtemissionen auch eine äußerst genaue Analyse der verursachenden Produktionsschritte. Dadurch lassen sich die Hauptverursacher des CO2Ausstosses erkennen und maßgeschneiderte Ansätze zu deren Vermeidung umsetzen. Und aus allen diesen Daten – vom Pflanzen der Reben, über die Kellerarbeit, die Lagerung und der Ausstattung bis hin zum Transport des fertigen Weines zu Ihnen nach Hause - ergibt sich der „Carbon Footprint“ unseres Weingutes.

Wir arbeiten weiterhin intensiv an der Reduzierung unseres CO2 Abdrucks: Durch den Anbau von neuen, robusteren Rebsorten (unsere „Green Vibes“ Linie) sparen wir in diesen Weinbergen knapp 40% aller Schlepperfahrten (und damit Diesel!). Ebenso achten wir beim Einkauf der Flaschen auf deren Gewichte (keine schweren „Prestigeflaschen“), nutzen durch intelligenten Einsatz unserer Stromverbraucher möglichst unseren mittels Photovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk eigenerzeugten Strom. Des Weiteren achten wir bei Druckmedien konsequent auf Recyclingpapier mit umweltfreundlichen Farben und beziehen seit 2017 ausschließlich Ökostrom durch die Stadtwerke Bad Dürkheim.

Warum dürfen wir uns trotzdem CO2 neutrales Weingut nennen?

Trotz aller Bemühungen verbleibt in unserem Weinbaubetrieb ein Überschuss von ca. 140 t CO2 pro Jahr. Eine vollständige Vermeidung wird beim Produkt Wein nie möglich sein. Daher müssen Kompensationsmaßnahmen außerhalb des Weingutes ergriffen werden. Bildlich gesehen bedarf es etwa jährlich der Pflanzung von 280 neuen Bäumen, um den durch unsere Produktion verursachten Überschuss zu kompensieren. Zugegeben, das klingt nun erst einmal nach „Freikaufen“. Aber es ist eben zurzeit die einzige Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen. Wir wählen bewusst nur Projekte aus, die weltweit höchstmöglichen Anforderungen für Kompensationsanbieter standhalten: Zertifiziert durch „The Gold Standard“ (www.goldstandard.org) werden nur Projekte, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt und soziale Belange der Bevölkerung sind. Bei einem durch uns unterstützten Projekt in Costa Rica beispielsweise wurden endemische Wälder aufgeforstet, indem ehemalige Weideflächen in Mischwälder mit 15% Teakholz-Anteil umgewandelt und diese nach FSC Standards bewirtschaftet werden. Der Gewinn des Teakholz- und Zertifikatverkaufs geht zum Großteil an die lokale Bevölkerung. Darüber hinaus bleiben mind. 10% (aktuell sogar 25% der Aufforstungsfläche) als Naturreservat unberührt. Gleichzeitig werden durch diese nachhaltige Bewirtschaftung der neuen Wälder über 30 langfristige Arbeitsplätze vor Ort geschaffen. Mit den neuesten Zertifikaten unterstützen wir unter anderem eine Organisation, die in Kenia holzsparende Kochöfen an bedürftige Menschen verteilt und mit diesen den Verbrauch des raren Holzes um 50% reduziert.

Dennoch ist uns vollkommen klar, dass diese Art der CO2 Neutralisierung nur eine zeitlich begrenzte Wirkung hat und daher nur als „Brücke“ zu einer zukünftigen Produktionsweise dienen kann, die immer mehr CO2 in der Wertschöpfungskette einspart. Denn die Kompensation mittels Zertifikaten sollte eigentlich nur das letzte Mittel sein, nachdem alle Möglichkeiten, CO2 gar nicht erst zu produzieren, ausgeschöpft sind. Ob wir eine echte Null jemals schaffen werden ist fraglich, denn dann muss man auch über einen Riesling aus alternativen Verpackungen wie dem Tetra-Pack nachdenken… Aber keine Angst, das schieben wir erst mal noch eine gute Weile vor uns her. Bis dahin gilt für uns das Credo der CO2 -Vermeidung : „Do your best - and compensate the rest“.