Nachhaltigkeit

Biodiversität

Seit Jahren versuchen wir durch gezielte Einsaaten und extensive Bewirtschaftung der an unsere Weinberge angrenzenden Grünstreifen die Artenvielfalt der Beikräuter in und um den Weinberg zu fördern. Mit dem Ziel, Insekten und Kleinsäugern in unseren Lagen Lebensraum und Rückzugsnischen zu bieten. Auch die Freihaltung und gegebenenfalls Instandsetzung alter Trockenmauern gehört zu unserem „Standardrepertoire“, um die Biodiversität und damit das ökologische Gleichgewicht zu stabilisieren.

Doch leider stoßen wir hier oft an unsere Grenzen: Es fehlt uns des Öfteren schlicht an Wissen, welche Arten es wie an bestimmten Standorten zu fördern gilt und welche zwar schön aussehen, aber vielleicht gar keinen Beitrag zur Balance des Ökosystems leisten. So kann eine bunte Blühmischung einen wunderschön aussehenden Blühstreifen erzeugen. Leider oftmals mit nicht - heimischen Blüten, die von den Insekten aus unseren Breitengraden gar nicht angeflogen werden können.

Ebenso erzeugen die trockeneren Frühjahre und Sommer immer höhere Ansprüche an uns Winzer. Zum einen stellt eine Begrünung in den Reihen – gerade in Stresssituationen wie Trockenheit - immer eine unmittelbare Konkurrenz zu den Weinreben her, zum anderen haben auch die Grünpflanzen selbst es oft nicht leicht die Gluthitze im Rheintal schadlos zu überstehen.

Genau hier setzt das Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ an, ein deutschlandweites Projekt zur Stärkung der Biodiversität im Weinbau. Besetzt mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Weinbau, Nachhaltigkeitszertifizierung und Wissenschaft, werden regional und individuell angepasste Biodiversitäts - Maßnahmen gemeinsam mit Winzerinnen und Winzern aus allen deutschen Weinanbaugebieten entwickelt, getestet und umgesetzt. „AMBITO – Entwicklung und Anwendung eines modularen Biodiversitäts - Toolkits für den Weinbau in Deutschland“ nennt sich diese spannende Initiative.

Wir freuen uns sehr zu den 30 ausgewählten Modellbetrieben zu gehören, die im Rahmen dieses Projektes zielgerichtet, nämlich genau für ihre Weinberge beraten werden. So haben wir beispielsweise in einigen Weinbergen speziell zusammengestellte Versuchs - Saaten zwischen den Rebzeilen ausgebracht, die optimiert auf die jeweiligen Standorte und Bodengegebenheiten sind. Von den Ergebnissen der Freilandversuche durch die Experten der Hochschule Geisenheim erwarten wir neue Strategien, um mit gezielter Ansiedelung heimischer Pflanzenarten die biologische Vielfalt in unseren Weinbergen weiter auszubauen.

Weitere Maßnahmen werden wir in unseren Toplagen „Dürkheimer Spielberg“ und „Ungsteiner Herrenberg“ umsetzen: Während eines Ortstermins im August mit den Experten von AMBITO und den eingebundenen örtlichen Naturschutzgruppen mussten wir lernen, dass manchmal die Dinge wesentlich komplexer sind als gedacht! Da kann es auch schon mal vorkommen, dass ein vom angrenzenden Gebüsch befreiter Grünstreifen durch eine stärkere Besonnung insbesondere im Frühling der frisch erwachenden Hummelkönigin lebensnotwendige Frühblüher und damit dringend benötigte Nahrung beschert. Und somit bedeutend mehr zur Biodiversität beiträgt als eine neue, aus heimischen Gehölzen gepflanzte Hecke, wie sie von uns angedacht war. Oder auch die Tatsache, dass ein aus abgestorbenen Reben und alten Holzpfählen aufgeschütteter „Holzhaufen“ kein Unrat darstellt, sondern als wertvolles Refugium für Insekten und Kleintiere dienen kann.

Wir sind jedenfalls mit großer Neugier und nicht ohne Stolz, Teil dieses bundesweiten Forschungsprojektes.