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Welcher Verschluss für welchen Wein ?

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Seit der Einführung des Korkverschlusses für Champagner und Wein durch Dom Pierre Pérignon im 17. Jahrhundert schälen Bauern am Mittelmeer die Rinde von Quercus suber, der Korkeiche. Zwanzig bis dreißig Jahre müssen die Eichen mindestens wachsen, in 1,50 Meter Höhe einen Umfang von mindestens 70 cm erreicht haben, bevor sie erstmals geschält werden können. Alle neun Jahre ist Erntezeit, echte Handarbeit. Sie ist der einzige Baum der Erde, dessen Rinde man schälen kann, ohne dass der Baum davon Schaden nimmt. Korkeichenwälder weisen unter den Wald - Lebensräumen eines der weltweit höchsten Niveaus an Artenvielfalt auf. Mit einer Fläche von rund 2,3 Millionen Hektar in Portugal, Spanien, Algerien, Marokko, Tunesien und Frankreich binden die mediterranen Korkeichenwälder im Jahr rund vierzehn Millionen Tonnen CO2. Eine Korkeiche, deren Rinde regelmäßig geerntet wird, bindet sogar mehr als dreimal so viel CO2 wie eine ungenutzte Korkeiche. Allein die Korkeichen Portugals binden fast fünf Prozent der CO2-Emissionen des Landes. (https://natuerlichkork.de/nachhaltigkeit/korkherstellung/
Trotz all dieser erfreulichen Eigenschaften des Naturkorks wird bis heute viel experimentiert, probiert, verkostet und verworfen. Es gibt eine Reihe an alternativen Verschlüssen: Kunststoffkorken, Agglomeratkorken (Korken aus zusammengepresstem Korkgranulat), Glasverschlüsse, Kronkorken und natürlich auch der heute weit verbreitete Drehverschluss. Und (fast) jeder Verschluss hat seine Berechtigung.
Auch wir haben um die Jahrtausendwende Versuche durchgeführt: Den gleichen Wein unterschiedlich verschlossen und diesen direkt nach der Abfüllung, einigen Monaten und noch nach Jahren verkostet. Und haben daraus für unsere Weine die jeweiligen Konsequenzen gezogen:
Daher füllen wir unsere Liter-, Gutsweine und auch einige Lagenweine mit Schraubverschluss. Allesamt Weine, die in ihrer Charakteristik frisch und fruchtig sein sollen, die zum vergleichsweise zeitnahen Trinkgenuss (Flaschenreife nicht länger als 2 Jahre) von uns vorgesehen sind (aber durchaus länger halten können ?). Diese Weine behalten unter dem Drehverschluss ihre Lebendigkeit und Finesse am besten. Auch die Kostenseite muss hier beachtet werden: Ein Naturkorken fällt heute mit 0,35 - 0,45 Euro ins Gewicht – pro Stück! Ein Schraubverschluss liegt hingegen „nur“ bei 0,10 Euro / Stück.
Weine mit Lagerpotential, Weine, von denen wir sicher sind, dass eine jahrelange Lagerung und Reifung die Typizität des Weines erst voll zur Geltung kommen lässt, verschließen wir mit Naturkorken. Denn hier fördert der langsame Austausch zwischen Wein und Umgebungsluft die Reifung des Weines. Auch „arbeitet“ der Wein mit dem Korken selbst; denn am Ende ist der Korken ja auch eine Form von Eichenholz.
Rotweine verschließen wir zurzeit (noch?) alle mit Naturkorken. Aber auch hier fahren wir seit einigen Jahren interne Versuche mit Drehverschlüssen und auch modernen und besonders nachhaltigen Formen von Agglomerat – Korken. Aus Aspekten der Nachhaltigkeit eine sehr interessante Entwicklung, werden diese doch aus kleinsten Micro-Rest-Korkstücken hergestellt. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der aus Microkorkstücken zusammengepresste Korken kann technisch optimal behandelt werden (z.B. thermisch) um den unschönen Korkgeschmack praktisch auszuschließen; gleiches gilt für Undichtigkeiten und durchnässte Korken, die meist durch Risse und Beschädigungen der Zellstrukturen auftreten können. Und Korkreste, die bei der Produktion der „echten“ Korken anfallen werden genutzt.
Wir verkosten und probieren weiter. Schließlich wollen wir doch alle, dass der Wein in der jeweils optimalen Verpackung und in einem perfekten Zustand bei Ihnen auf dem Tisch steht.